Seit nunmehr vier Jahren bin ich dem Brotbacken verfallen. Naja, verfallen worden ist wohl besser gesagt. Angefangen hat es echt harmlos: Ein Besuch bei meiner lieben Freundin Brigitte, dort bewirtet mit einem selbstgebackenen Sauerteigbrot, echt lecker. Dann ein paar intime Details, wie z.B. „ohne Küchenmaschine krieg man so etwas nicht hin“ „den Teig musst du falten“  ???!.. Wochen später: Kitchen Aid im Angebot! Musste ich haben. Dann folgten Wochen bis Monate der intensiven Internetrecherche in diversen Blogs! Unfassbar was es dort zu lesen gab: Brot mit Roggensauerteig, Brot mit Weizensauerteig, Brot mit und ohne Vorteig, Temperaturangaben für die Reife, Zeitvorgaben nach Minuten, Stunden und Tagen, ganz zu schweigen von den Gewichtsangaben in den merkwürdigsten Grammzahlen. Ich war zutiefst verunsichert. Dann hatte ich endlich ein Rezept (bei www. ploetzblog.de) gefunden, das mir einigermaßen machbar erschien. Inzwischen hatte ich auch hinreichend über das Ansetzten von Sauerteig gelesen – dachte ich. Der erste Versuch auf unserem Ofen im Heizungskeller, damals noch schön warm weil nicht isoliert, scheiterte kläglich. Das Zeug stank echt unappetitlich. Der zweite Versuch gelang, der Sauerteig aus Roggenmehl duftete angenehm nach Obst. Apropos Roggenmehl: in allen Rezepten wurde Vollkornroggenmehl empfohlen, doch m.W. gibt es kein Fertigprodukt. Mein langjähriger Lieblingsmensch vom Biosupermarkt hat mir dann geraten, einfach Roggenkörner beim dortigen Bäcker mahlen zu lassen -Serviceleistung! Danke dafür!! Meine erstes Brote, Oktober 2014, habe ich einer Kastenform gebacken und sahen so aus:

… Jahre später.

Seit diesen ersten Broten aß mein lieber Gatte plötzlich Vollkornbrot!  Also backe ich jetzt seit fast vier Jahren ca. drei Mal pro Woche unser Brot, weil ich so froh bin, dass mein Schatz sich gesünder ernährt.

Das Rezept habe ich inzwischen ziemlich abgeändert. Aus einem Rezept mit Kümmel und Koriander wurde ein Brot mit Chiasamen. Und das schmeckt uns jedes Mal so gut, als hätten wir es zum ersten Mal gegessen.

Hier nun das Rezept für unser Jedentag-Brot:

1 Tl.                       Roggensauerteig mit

130 g                    Wasser und

150 g                    fein gemahlenem Roggenvollkornmehl mischen, dann abgedeckt 12 – 18 Std bei Zimmertemperatur stehen lassen. Je länger der Roggen durchsäuert, desto kräftiger ist der Geschmack, es kommt aber wirklich nicht auf ’ne Stunde an, zumindest nicht für meinen grobschlächtigen Gaumen.

Wenn dann am nächsten Tag endlich Zeit ist, geht es weiter. Den gesäuerten Vorteig verarbeite ich wie folgt weiter:

160 g                    Wasser mit

3 Eßl.                    Chiasamen verrühren (nach ca. 1 Min. erneut durchrühren und dann immer bei Gelegenheit, sonst klumpt es),

sobald dann wieder etwas Zeit ist

240 g                    Dinkelvollkornmehl

5 g                         Frischhefe, gerne bio

8 g                         Salz zusammen mit den eingeweichten Chiasamen und dem Vorteig mit der Küchenmaschine so lange mit Stufe 2 verrühren, bis der Teig einen Kloß bildet. Das dauert ungefähr 10 Min. Manchmal muß man etwas nachhelfen, indem der Teig mit dem Teigschaber vom Rand zu einem Kloß zusammenfügt wird, u.U. muss auch noch etwas Wasser nachgegeben werden.

Danach den Teig eine Stunde abgedeckt gehen lassen und dann den Teig mit (Roggen-)Mehl bestäuben und den mehlbestäubten Teig in ein Gärkörbchen (es geht auch eine Schüssel oder eine Kastenform) geben. Nochmals abgedeckt eine Stunde gehen lassen. Zwischenzeitlich ca. nach einer halben Stunde den Ofen im besten Falle mit Backstein „volle Pulle“ mit Ober- und Unterhitze aufheizen. Ich habe in meinem Ofen auch eine Edelstahlpfanne stehen, um meine Brote im Dampf backen zu können. Nach der Stunde Gehzeit den Teig entweder auf das Holzschieber vom Backstein, auf ein Backblech (mit Backpapier) „stürzen“ und auf der Oberseite mit einem Wellenschliffmesser ca. 1 cm z.B. längst einschneiden und dann in den Ofen schieben. Sofort eine Tasse kaltes Wasser in die Edelstahlpfanne, eine andere geeignete  Form oder ggfs. direkt auf den Ofenboden zum Bedampfen geben und die Temperatur auf 220 Grad reduzieren. Das Brot 40 Minuten backen und dann…. Den Geruch genießen, die Kruste bestaunen und sich auf den Anschnitt freuen!

Das hört sich vielleicht ziemlich umständlich an, aber ich habe es ganz bewusst sehr ausführlich beschrieben, weil ich seinerzeit fand, dass viel zu viel als bekannt vorausgesetzt wurde.

Und ganz zum Schluß das wichtigste Fazit meiner vielen Versuche …es wird immer ein Brot!! Keine Angst, einfach machen; es schmeckt allemal besser als jedes Fertigprodukt, denn man schmeckt all die Zeit und die Mühe, die in dem Produkt steckt. und ausprobieren macht wirklich Spaß. wie oft schaue ich in den Backofen und staune darüber, wie sich ein vermeintliches Missgeschick vom Backstein zu einem wunderbaren Brot erhebt: anfangs platt wie ne Flunder, am Ende mit lockerer Krume und lecker duftend mit knuspriger Kruste. Bevor es mit meiner Schwärmerei peinlich wird, höre ich jetzt auf!

Bleibt mir nur noch, alle zum Nachmachen zu animieren und immer dran denken:

es wird immer ein Brot!

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